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Interview mit dem Gewinner des November-Fotowettbewerbs

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Peter_S.
Genius
2.281 Aufrufe

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Guten Morgen, Arseniy. Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz unseres monatlichen europaweiten Fotowettbewerbs zum Thema „Regen“.
Hallo und vielen Dank für die Glückwünsche. Ich kann es noch immer nicht fassen.

Erzähl uns doch bitte etwas über dich. Wo lebst du und was machst du?
Ich lebe nun schon seit mehr als 10 Jahren in St. Petersburg. Ich kam zunächst zum Studium her und nun lebe ich hier.

Ich habe zwei Hauptbeschäftigungen: Erstens die Fotografie und zweitens die KVN oder den „Club der Witzigen und Gescheiten“ (KVN ist eine beliebte russische Fernsehshow, die Stand-up-Comedy, Sketche und Improvisationstheater vereint). Ich habe auch schon in Gruppen gespielt, aber das ist lange her, und Spiele organisiert sowie Gruppen an meiner Universität (Staatliche Universität für Elektrotechnik St. Petersburg) unterrichtet.

Wann bist du zur Fotografie gekommen? Was bedeutet sie dir und welchen Stellenwert nimmt sie in deinem Leben ein?
In Februar 2006, während meines ersten Jahres an der Universität, fehlte etwas Kreativität in meinem Leben. Also nahm ich eine Kamera (damals war das eine Sony DSC-VI) und begann, alles in meinem Zimmer zu fotografieren, einen Gegenstand nach dem anderen, um irgendwie ein interessantes Stillleben zu komponieren. Ich habe vorher auch schon Bilder gemacht, hauptsächlich von der Stadt und Freunden, so wie das Leute heute mit Smartphones tun. Aber zu diesem Zeitpunkt, im Februar 2006, war ich das erste Mal wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Es waren nur Vitamin-C-Tabletten (kleine gelbe Pillen), die ich auf einem weißen Tisch ausgekippt hatte, von hinten beleuchtet mit einer Tischlampe und aufgenommen mit der "Negativ"-Einstellung der Kamera. Meine Familie und Freunde haben mich von Anfang an unterstützt und seitdem fotografiere ich.

Fotografie ist wirklich das Beste, das mir je im Leben passiert ist. Deshalb liebe ich es, Fotos zu machen. Und ich möchte das auch weiterhin tun, denn ich kann mir mein Leben gar nicht anders vorstellen.

Ich habe seit über einem Jahr fast gar kein neues Foto gemacht, weil ich gerade meine Bilder der vergangenen zehn Jahre durchgehe und sie überarbeite, damit sie jetzt so aussehen, wie ich es mit vorstelle. Im Grunde fotografiere ich nur Freunde und nehme nur ganz selten Aufträge an, eigentlich nur für Hochzeitsfotos.

Was hast du gerade getan, als die Nachricht kam, dass du den Wettbewerb gewonnen hast, und wie hast du dich gefühlt?
Ich habe die Wettbewerbsseite im Netz fast jeden Tag besucht, um nach den Ergebnissen zu sehen. Ich war bereits im vorherigen Wettbewerb „Brücken“ erfolgreich gewesen und hätte nie damit gerechnet, dass ich auch einmal gewinnen könnte. Aber ich habe dennoch gehofft, insbesondere als ich gesehen habe, dass anderen Besuchern der Webseite meine Fotos gefielen – was ich zumindest von der Anzahl der Likes abgeleitet habe. Und als ich die Seite das nächste Mal besuchte und mein Foto auf der Startseite der News sah, war ich angenehm überrascht und dann habe ich eine Zeit lang gar nicht mehr reingesehen, weil ich befürchtete, mein Glück zu vertreiben. Und ich hatte irgendwie auch Angst herauszufinden, welchen Platz ich damit letztendlich belegt hatte.

Als ich die Neuigkeiten dann gelesen hatte, habe ich sofort angefangen, meine Freunde zu kontaktieren und meine Familie anzurufen, um ihnen die gute Nachricht zu erzählen. Als ich mich danach wieder etwas beruhigt hatte, setzte ich mich hin und überarbeitete noch einige weitere alte Fotos von mir.

Erzähl uns etwas über dein Siegerbild. Was hat dich inspiriert? Ist es ein zufällig entstandenes Bild oder Teil einer thematischen Serie?
Dieses Foto ist im Rahmen eines lokalen Fotowettbewerbs in St. Petersburg entstanden. Ich weiß nicht mehr genau, aber das Thema war in etwa: „Die Stimmung der Stadt“. Meine Freunde und ich entschieden zusammen, dieses Bild zu schießen, da Regen und St. Petersburg einfach untrennbar voneinander sind. Ich hatte das Foto schon vorher in meinem Kopf, aber es gab keine Gelegenheit, es aufzunehmen.

Ich habe meine Schüler angerufen, die ich für KVN betreue und sie brachten Schirme mit. Eines der Mädchen, das am besten als Hauptperson für das Bild passte, fragte, ob sie alle nötigen Klamotten mitbringen und sich für das Nassmachen vorbereiten sollte. Ich muss dazu sagen, dass das Shooting Anfang April stattfand. In dem Jahr lag noch Schnee und wir hatten eine Temperatur um die 0 °C (typisch für St. Petersburg). Wir trafen uns also alle wie verabredet am Westeingang der Universität und alle nahmen mit den Schirmen ihre Plätze ein. Das Mädchen stellte sich in Position, ich kletterte auf einen Zaun, einer meiner Freunde schüttete Wasser über das Mädchen und ich begann, Fotos zu schießen. Der Wetterbericht hatte nicht gelogen und der Regen vom Morgen hatte zum Zeitpunkt des Fotoshootings noch nicht aufgehört. Wir hatten alles mit einem Durchgang in der Kiste, also wirklich innerhalb einer Minute, denn alle hatten befürchtet, dass sich das Modell zu Tode frieren würde. Aber sie hat ganz selbstlos posiert und sogar gelächelt, als es nötig wurde. Ich bin ihr und allen, die mir geholfen haben, dieses Foto zu machen, unglaublich dankbar.

Welches Equipment hast du zur Aufnahme dieses Bildes eingesetzt, welche kreativen Methoden und welches Zubehör eventuell benutzt? Hast du das Foto bearbeitet?
2011 habe ich schon recht ernsthaft fotografiert, sodass meine Kamera bereits eine Vollformat war. Leider hatte ich zum damaligen Zeitpunkt noch kein passendes Objektiv für die Aufnahme. Also musste ich ein kleines Weitwinkelobjektiv benutzen. Dadurch wurde das Bild an den Rändern dunkler, aber es entstand der gewünschte Effekt. Der Effekt bedeutete auch, dass ich den Blickwinkel noch höher ansetzen konnte. Ich stieg also auf den Eingangszaun, um etwa anderthalb Meter über den anderen zu stehen. Dann konnte ich sie alle dank des Weitwinkels weiter auseinanderziehen. Und für ein besseres Ergebnis befestigte ich die Kamera an einem Stativ, stellte eine Langzeitbelichtung ein, sodass die Kamera die Aufnahme selbst auslösen konnte, und hob das Stativ in die Luft, direkt über das Model.

Ich habe das Bild in Photoshop bearbeitet. Ich musste lange mit der Farbe herumspielen, bis ich das perfekte Kontrastniveau gefunden hatte und dem Gesamtbild ein bisschen mehr Zauber geben konnte.

Zum Abschluss: Was würden Sie unseren Mitarbeitern und den Teilnehmern unseres Fotowettbewerbs gern noch mit auf den Weg geben?
Habt eure Kamera stets dabei. Ich habe einmal den Fehler gemacht und eine große Kamera mit auf einen Spaziergang genommen. Und es gab den Punkt, an dem mir bewusst wurde, wie schwer es ist, all diese Kilos mit mir herumzuschleppen. Also habe ich angefangen, weniger zu fotografieren. Nachdem ich nun dieses schwere Equipment zur Seite gelegt habe, fotografiere ich wieder häufiger.

Und nehmt weiterhin an Wettbewerben teil, egal mit welchem Ergebnis. Es war nicht das erste Jahr, in dem ich Fotos eingesendet habe und ich habe auch schon früher mal gewonnen, als es um Abonnements und Bücher ging, aber mit so wertvollen Preisen habe ich ein zweites Mal gewonnen und darauf habe ich wirklich gewartet. Das Wichtigste ist: Gebt nicht auf! Irgendwann ist euer Lieblingsthema gefragt und sogar euer Lieblingsbild. Und dann wird es gewinnen.

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